Don Juan gespielt von Horst Dinges

Natürlich kann es nicht gut gehen, wenn ein einzelner Mann öffentlich in Anspruch nimmt, alle Frauen zugleich zu lieben, selbst wenn er ein Meister der Verführung ist. Und so geschieht, was geschehen muss. Der vermeintliche Held und Herzensbrecher wird von der einen Frau nicht erhört, von einer anderen verfolgt, von ihrer Familie gejagt und gleichzeitig ertrinkt die Angebetete. Eine Misere folgt der nächsten. Mal augenzwinkernd, mal hintersinnig, schlägt sich Don Juan mit den großen und kleinen Problemen eines Liebhabers herum. Doch nichts kann den Meister der Verführung von der Liebe zum schönen Geschlecht abbringen.

Dabei ist es nur ein kurzer Weg vom Weiberrock zur Kritik an einer scheinheiligen Gesellschaft. Plötzlich schwenkt der unverbesserliche Frauenliebhaber von einfachen Ratschlägen für angehende Casanovas hin zur gnadenlosen Kritik an einer Gesellschaft.

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„Alle schönen Frauen haben ein Recht, mich zu entflammen.“ – Es gehört schon ein übergroßes Ego dazu, so etwas zu sagen. Doch kaum einer darf diesen Satz so berechtigt wie der größte Verführer aller Zeiten äußern. 

Beinahe 20 Jahre nach der Premiere seines Erfolgsprogramms hat der Schauspieler und Regisseur Horst Dinges sich dazu entschlossen, den egomanischen Schwerenöter wieder auf die Bühne zu bringen. Und wo könnte das besser sein, als bei uns im Wilden Michel.

Auch wenn die Zähne nicht mehr so fest sitzen und die Haare statt am Hinterkopf nun aus der Nase wachsen, hat dieser Don Juan nichts verlernt. Und so pfeift er im gewitzten Theatermonolog hinter allen Weiberröcken her solange es noch halbwegs tönt, begafft die Frauen ungeniert und berichtet dem Zuschauer voller Stolz von seinen Liebesabenteuern. Und ehe man es sich versieht, ist man mittendrin in dieser Geschichte leidlich gelungener Versuchen, das schöne Geschlecht für sich zu gewinnen. Im Handumdrehen werden aus persönlichen Ansichten über Männer und Frauen  augenzwinkernde Angriffe auf eine bodenlos unmoralische Gesellschaft. Der heitere Theaterspaß des unverbesserlichen Frauenliebhabers Don Juan reicht von einfachen Partnerschaftstipps, über Mordpläne bis hin zur spitzig-spritzigen Kritik an einer Gesellschaft, die sich nicht wirklich geändert hat, auch wenn es manchmal so scheint.